Nordlandfahrt von Hamburg - über Bergen - Geiranger - Honningsvåg /Nordkap - Longyearbyen/Spitzbergen - Akureyri - Reykjavik - Tórshavn/Färöer-Inseln - Kirkwall/Orkney-Inseln - zurück nach Hamburg
Es geht los
Die letzten Tage waren sehr aufregend: habe ich alles in den Koffer gepackt? Was braucht man wohl, wenn man in den hohen Norden fährt - und zwar mit dem Schiff??? Da gehen locker 3 Fragezeichen. Frau Ursula Best vom Geomare Reisebüro in Lorsbach hatte uns gut beraten und soweit alles vorbereitet, was die Reise an sich betraf - und so konnte nichts schief gehen. Was wir aber in den Koffer packen müssen - darüber mussten wir uns selbst Gedanken machen.
Schließlich waren die Koffer gepackt und wurden pünktlich am Montag von einem sehr netten Mann abgeholt, der sie uns wieder am 21. Juli (dann mit schmutziger Wäsche, wie ich befürchte) bringen will.
Der Gepäckservice von TEfra Travel Logistics GmbH ist eine tolle Sache, denn ich sah unsere Koffer zum letzten Mal am Montag in Lorsbach an der Haustür - und sollte sie erst am Mittwoch vor unserer Kabine wiedersehen. Kein Schleppen, kein Verstauen im Zug, kein Warten auf die Koffer, perfekt.
2.7.2015 Seetag Hamburg - Bergen
Gut geschlafen!
Unser erster Seetag heute. Und das ist auch gut so. Es gibt ja soviel zu erforschen - wo gibt es zum Beispiel Frühstück? Das ist dann allerdings nicht so schwer - gleich auf Deck 11 unter uns. Wir genießen ein leckeres Frühstück vom Buffet, während draußen das weite Meer an uns vorbei zieht. Land ist nun nicht mehr in Sicht. Allerdings begleitet uns die strahlende Sonne.
3.7.2015 Bergen/Norwegen
Der Tag beginnt zwar vom Wetter her etwas trübe - aber was für eine tolle Einfahrt in den inneren Byfjord von Bergen!
Die kleinen grünen und felsigen Inseln oder - besser gesagt: Inselchen - mit den roten Holzhäusern darauf - manchmal nur zwei oder drei - ziehen an uns vorüber. Also alles so, wie ich mir Norwegen vorgestellt habe (die rote Farbe kommt daher, dass früher Ochsenblutrot günstig war - Häuser von "Besser-Gestellten " waren weiß gestrichen. Die weiße Farbe war teurer und anfälliger).
Wir frühstücken mit diesem herrlichem Blick.
4.7.2015 Geiranger
Gegen 8:00 Uhr sollen wir in Geiranger sein - und so frühstücken wir heute schon um 6:00 Uhr (Urlaub?)
Das frühe Aufstehen lohnt sich aber, denn bei romantischem nebligen Trollwetter (so später unser Reiseführer) fahren wir in den Stor- und Sunnylvsfjord ein, von dem gegen Ende auf Backbordseite nochmals der berühmte Geirangerfjord abzweigt. Sehr beeindruckend - unser erster Höhepunkt dieser Reise (es sollten noch so viele kommen ...) - 15 Kilometer ist er lang und seit 2005 UNESCO Weltnaturerbe.
5.7.2015 Seetag Geiranger - Honningsvåg
Herrlicher sonniger Tag auf See. (Die Spucktüten blieben in ihren Taschen stecken...)
Um 13:00 Uhr genau überfahren wir den Polarkreis. Unser Kapitän macht darauf aufmerksam mit einem langen Signal.
6.7.2015 Honningsvåg und Nordkap
Wir fahren weiter an der norwegischen Küste entlang. Bei schönem Wetter können wir die unzähligen Berge der Küste bewundern. Bis wir schließlich zu einer schon von Weitem ganz besonders hervorstechenden Klippe kommen: gegen 14:00 Uhr passieren wir die Nordkap - Klippe und erhalten einen ersten Eindruck von dem, was wir später auch noch von der Nähe erleben werden. Die Sicht ist klar und wir sehen die Weltkugel und die Besucher des Nordkaps gut vom Meer aus - immerhin knapp 300 Meter über uns.
7.7.2015 Seetag Honningsvåg - Longyearbyen/Svalbard
Unser Schiff verlässt pünktlich um 1:00 nachts am 7. Juli den Hafen von Honningsvåg und macht sich auf den Weg am Rande der Barentssee weiter in den Norden.
8.7.2015 Longyearbyen - und ein Abstecher nach Pyramiden/ Spitzbergen/Svalbard
Eigentlich sollten wir heute vor Pier gehen. Aber, da der Seegang noch zu stark ist, ist ein Anlegen nicht möglich. Also heißt es wieder tendern.
Vom Schiff aus sieht man schon das, was Longyearbyen ausmacht: die Anlagen des Bergbaus. So spannt sich am Ufer kilometerlang eine Grubenseilbahn am Berghang entlang, die aber heute nicht mehr in Betrieb ist. Es gibt nur noch ein Kohlenbergwerk in der Nähe von Longyearbyen, die Grube Nummer 7.
Natürlich sehen wir auch hier keine Bäume, aber irgendwie sieht es doch ein bisschen "lieblicher" aus, als am Nordkap. Die schneebedeckten Berge laufen nach unten hin breit aus. Auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht von Longyearbyen stehen vereinzelt Häuschen, die jetzt da die Sonne gerade auf diesen Küstenstreifen fällt, ganz gemütlich aussehen, wie Ferienhäuschen. Wir haben ja auch Hochsommer (mit immerhin 5 ° C). Vergessen sollte man aber nicht, dass auch hier mal ein Eisbär vorbeischauen könnte. Und mit Sicherheit in den Häusern Waffen lagern (Vielleicht doch nicht so gemütlich?).
9.7.2015 - Seetag Longyearbyen - Akureyri/Island
Heute erholen wir uns wieder einmal auf See. All die Eindrücke müssen ja auch irgendwie abgespeichert und verarbeitet werden. Zumindest heute kommen keine neuen dazu. Wir sehen nur das weite unendliche Meer und all die Seefahrer, die vor hunderten von Jahren aufs Meer hinaus schipperten und nicht wussten wo sie landen würden (und ob überhaupt irgendwo) erhalten nachträglich meine Hochachtung. Es wird auch klar, warum die Menschen dachten, die Erde sei eine Scheibe, denn wenn wir auf den Horizont hinausblicken, so sehen wir einfach das Ende der Welt, und man könnte durchaus denken, dass wir einfach ins Universum fallen würden, wenn wie uns noch ein bisschen mehr in diese Richtung bewegten.
Die Pioniere der Berge sahen wenigstens das Ende der Berge - die Pioniere der Meere sahen einfach "Unendlichkeit" und oft genug auch "Nichts", wenn sie wieder einmal von Nebel umschlossen waren. Wie auch wir schon oft genug auf unserer Reise. Und fast noch schlimmer als das Undurchsichtige ist die Stille des Nebels. Dass, was ich zu Hause im nebligen Wald so mag, die Stille, ist hier auf See gespenstig.
10.7.2015 Seetag Longyearbyen - Jan-Mayen-Passage - Akureyri/Island
Heute sind wir nochmals auf der See. In den frühen Morgenstunden haben wir aber trotzdem eine kleine Abwechslung: wir passieren die Vulkaninsel "Jan Mayen". Auf Jan Mayen wohnen nur etwa 18 Menschen (Spezialisten für die Funknavigationsstation, Meteorologen, Krankenschwester und Koch), die alle 6 Monate ausgetauscht werden. Nur der Chef bleibt 12 Monate.
Wir haben Glück, dass wir überhaupt etwas von der 63 Kilometer langen und nur 14 Kilometer breiten Insel sehen, denn oft hüllt sie sich in totalen Nebel ein. Hier werden nämlich die Islandtiefs von den Meteorologen gemacht.
(Nein, Spaß - aber Jan Mayen liegt genau im Entstehungsgebiet der Islandtiefs - und sollte ich künftig hören, dass ein Islandtief auf uns zu kommt, so weiß ich zumindest nun wo es herkommt und was für einen weiten Weg es bis Lorsbach zurückgelegt hat)
Das erste, was wir von Jan Mayen sehen, ist der in vielen Wolken gehüllte Vulkan Beerenberg - schneebedeckt natürlich und mit 2277 Meter der dritthöchste Berg Norwegens. Nach dem Ätna ist er der zweithöchste Vulkan Europas und der nördlichste der Erde. Bis zum Ausbruch 1970 galt der Vulkan als erloschen; 1984/85 war die bisher letzte Aktivitätsphase zu verzeichnen.
Von hier sind es noch 450 Kilometer bis nach Grönland im Norden. Und 550 Kilometer nach Island im Südwesten. Also nicht sehr zentral gelegen diese Insel.
11.7.2015 Akureyri/Island
Wir erreichen Island (in der Nacht ist uns eine Stunde geschenkt worden, die wir allerdings später auf der Heimfahrt auch wieder abgeben müssen).
Am frühen Morgen - genau um 6:38 Uhr sehe ich meinen ersten Wal! Wir befinden uns bereits im Eyjafjördur (so heißt der längste Fjord der Insel) nach Akureyri. Und da schwimmt er direkt neben unserem Schiff her. Eine schöne Überraschung, auch wenn man letztendlich nur seinen Rücken mit seiner Rückenflosse sieht.
Die Ausläufer der Berge sind wieder lieblicher, als wir es von Nordnorwegen und Spitzbergen kennen. Hier dominiert die Farbe grün und ich sehe die großen weißen Heuballen auf den Feldern, die wir auch bei uns haben. Hier und da ein Anwesen mit Haus und Scheune. Die Berge sind noch im Nebel, aber bei dem, was rausschaut sehen wir auch noch Schnee.
12.7.2015 - Reykjavik
Heute erreichen wir die Hauptstadt von Island - und zugleich die nördlichste der Welt. Und auch hier werden wir früh morgens während der Fahrt in die Bucht von Walen begrüßt.
13.7.2015 Island - der goldene Kreis
Für uns steht heute ein langer Ausflug auf dem Programm - wir wollen den "Goldenen Kreis" bereisen.
Auf dem Gullni hringurinn (das ist isländisch und heißt wörtlich: Goldener Ring oder Goldene Rundfahrt) werden wir einigen Naturschauspielen der besonderen Art begegnen, und wir sind sehr gespannt auf dampfende Erde, einen in die Höhe schießenden Geysir und einen tosenden Wasserfall. Ich persönlich freue mich übrigens inzwischen auch immer auf die zwischen den kleineren Wanderungen liegenden gemütlichen Busfahrten, auf denen man eine herrliche Aussicht aufs Land und interessanten Ausführungen unserer örtlichen Reiseleiter genießen kann. Auch heute haben wir wieder einen Reiseleiter an Bord, der hervorragend gut die deutsche Sprache beherrscht.
Zuerst statten wir dem Geothermiekraftwerk Hellisheiði einen Besuch ab. Gelegen am Vulkan Hengill, bildet das Hellisheiði Heizkraftwerk (BHKW) das größte Kraftwerk Islands und das zweitgrößte geothermische Kraftwerk der Welt. Hellisheiði wurde geschaffen, um der Stadt Reykjavik Strom anzubieten, da es zu einer ständig steigenden Nachfrage kam und kommt.
14.7.2015 Seetag Reykjavik - Torshavn
Der Morgen des geruhsamen Tages beginnt - zumindest für den Kapitän und das Ärzteteam mit einer Aufregung: es gibt eine Notausschiffung. Wir bekommen davon grundsätzlich nichts mit, aber da der Kurs des Schiffes geändert werden muss, gibt es eine Durchsage des Kreuzfahrtdirektors, dass es zu einer Notausschiffung kommt und der Kapitän sich später nochmals meldet.
Das Schiff macht eine Kehrtwendung Richtung Westmännerinseln und fährt damit dem Rettungshubschrauber entgegen. Der Hubschrauber kann auf dem Schiff nicht landen und muss den Patienten aus der Luft aufnehmen.
Später berichtet uns der Kapitän, dass die Zusammenarbeit mit dem Team des Helikopters und dem Team der Mein Schiff 1 hervorragend geklappt hat. Er bedankt sich bei seiner Crew und teilt uns mit, dass wir nun wieder den geplanten Kurs aufnehmen. Was genau der Grund für die Notausschiffung war, erfahren wir nicht, aber wie wollen mal hoffen, dass für den Mitreisenden die Reise auch ein gutes Ende nimmt. In Reykjavik - davon kann man ausgehen - ist er zumindest in besten medizinischen Händen.
Danach verläuft der Tag ruhig mit Vorfreude auf die Färöer Inseln.
15.7.2015 Tórshavn - Färöer-Inseln
Wir fahren in die Bucht von Tórshavn - die Hauptstadt der Färöer-Inseln. Der Himmel ist nur leicht bedeckt und die Sonne malt interessante Muster auf die ruhige See.
Der Fotoapparat muss schon in aller Frühe herhalten!
16.7.2015 Kirkwall - Orkney-Inseln/Schottland
Unser letzter Hafen, den wir auf unserer Nordlandtour anlaufen ist Kirkwall. Kirkwall ist der Hauptort der Insel Mainland, der größten Insel der schottischen Orkneys. Die Orkneys sind etwa 70 Inseln, wovon 20 bewohnt sind.
Heute wollen wir in eine lange vor uns liegende Zeit zurückgehen.
Doch zuerst einmal genießen wir bei strahlend blauem Himmel die Einfahrt in die Bucht von Kirkwall. Schon vom Schiff aus können wir die Bauweise der Häuser erkennen: hier sind sie alle aus Stein gemauert, und die bunten Holzhäuser, die uns seit Bergen begleiteten sind für diese Nordlandreise nun Vergangenheit. Wobei sich der graue Stein gut in die grüne Landschaft einfügt und mir dieser Anblick auch sehr gut gefällt.
An der Steuerbordseite zieht ein schönes Leuchtturm-Ensemble an uns vorbei.
17.7.2015 Seetag Kirkwall - Hamburg
Der Tag beginnt sehr trübe und neblig. Es weht eine starke Brise und die Decks sind geschlossen, damit niemand vom Schiff geweht wird. Der letzte Seetag ist natürlich prima zu nutzen zum Kofferpacken, für letzte Einkäufe und letzte leckere Mahlzeiten.
Mittags wird das Wetter etwas besser, es ist eine interessante Beleuchtung: durch den Nebel scheint die Sonne und lässt ein bisschen Blau des Himmels durch.
18.7.2015 Einlaufen in Hamburg und Ausschiffung
Ich stehe um 5:00 Uhr auf, damit ich während des Sonnenaufgangs um 1/4 nach 5 noch die letzten Kilometer unserer Elbfahrt nach Hamburg genießen kann. Es sind noch einige wenige Frühaufsteher auf Deck 11, aber leider zeigt sich uns die Sonne nicht. Es regnet.