Der Tag beginnt sehr trübe und neblig. Es weht eine starke Brise und die Decks sind geschlossen, damit niemand vom Schiff geweht wird. Der letzte Seetag ist natürlich prima zu nutzen zum Kofferpacken, für letzte Einkäufe und letzte leckere Mahlzeiten.
Mittags wird das Wetter etwas besser, es ist eine interessante Beleuchtung: durch den Nebel scheint die Sonne und lässt ein bisschen Blau des Himmels durch.
Ich bummele über die Decks, die nun wieder offen sind. Die Reise war lang - und ich freue mich auf zu Hause. Aber trotzdem eine bisschen Wehmut. Der Wind weht mir um die Nase und ich weiß, ich werde die frische, reine Seeluft vermissen, dieses "An-der-Reeling-stehen", in die Ferne blicken und an nichts, rein gar nichts zu denken.
Doch auch Dankbarkeit, dass wir eine solche Reise machen durften, dass wir trotz Seegang fit geblieben sind, dass das Wetter für die nördlichen Breiten prima war, dass unser Kapitän immer den richtigen Kurs gefunden hat.
Am Abend gibt es im Theater eine Abschiedsshow, bei der sich alle Crewmitglieder (die gerade nicht irgendwo arbeiten müssen) von den Mitreisenden verabschieden. Die Crew bekommt Standing Ovations und minutenlangen Applaus. Ich kann nur sagen, sie haben ihre Sache gut gemacht.
Nachts fahren wir an einigen hell erleuchteten Ölplattformen vorbei.
Gegen 23:00 Uhr passieren wir Helgoland, das mit einem Leuchtfeuer und der "Langen Anna" grüßt. Von hier sind es noch circa 70 Kilometer bis zum Festland und wegen der langen Fahrt durch die Elbe wird es noch bis morgen früh dauern, bis wir den Hafen von Hamburg erreichen.
Obwohl es schon ziemlich dunkel ist, erkennt man gut im Bild links die "Lange Anna" - das Wahrzeichen Helgolands - und sogar nebendran (wenn man genau schaut) auch die "Kurze Anna", die es erst seit dem 31. Januar 1976 durch einen Felsabbruch gibt. Die Felsen kann man nicht betreten, aber somit stört auch kein Mensch die vielen Vogelarten (Trottellumme, Dreizehenmöwe, Basstölpel usw.) beim Brüten.
Kein Wunder, dass wir das Leuchtfeuer so gut sehen, es ist das lichtstärkste deutsche Feuer mit einer Tragweite von 28 Seemeilen.
Um Mitternacht begegnet uns eines der riesigen Schiffe der MSC Flotte. Für diese Passagiere beginnt gerade erst die Reise über's Meer.
Noch ein letzter Cocktail in der Außenalster-Bar.
Im Flur auf Deck 12 -
eindeutiges Zeichen - die Koffer sind gepackt - es geht nach Hause.
Irgendwann in der Nacht werden sie abgeholt
und unsere Koffer zumindest treten ihre Heimreise
ohne uns an (was sehr bequem ist)
Samstag, 18. Juli 2015, 0:08 Uhr:
Kurz vor Scharhörn: eine kleine Insel, die zur Insel Neuwerk gehört.
Hier mündet die Elbe in die Nordsee.
In Kürze erreichen wir die mit etwa 40 Menschen bewohnte Insel Neuwerk.
Von hier sind es noch etwa 100 Kilometer bis Hamburg.
Kurs 100 °, Wind schwach,
Fahrt 14,1 Knoten (langsam)
Schade, es ist dunkel, man sieht nun eh nichts, also können wir auch ins Bett gehen.